Kinderbekommen 4.0
Im Jahr 2021 wurden in Österreich 12.218 Patientenpaare gemeldet, die eine Behandlung mit einer künstlichen Befruchtung begannen. In 3.354 Fällen wurde eine Schangerschaft gemeldet. Das ist die erfreuliche Seite der Fortpflanzungsmedizin. Es wäre aber nicht ehrlich, von jenen zu schweigen, die auf der anderen Seite stehen: die vielen Paare, die trotz IVF (In-vitro-Fertilisation) kein Kind bekommen, die Frauen, die als Eizellspenderinnen oder Leihmütter verwendet werden, die Kinder, die erhöhten Risiken ausgesetzt werden.
Unsere Kritik lautet:
- Assistierte Reproduktion geht mit erhöhten Risiken für die Kinder einher. Wir fordern eine aussagekräftige Begleitforschung, die in Österreich vollständig fehlt. Lange Zeit wurde nur die Schwangerschaftsrate erhoben, um bessere Outcomes dokumentieren zu können - wissend, dass viele Schwangerschaften in Fehlgeburten enden.
- Risiken reproduktionsmedizinischer Behandlungen werden heruntergespielt wie zum Beispiel bei der Leihmutterschaft. Kinder werden immer mehr zur Ware und Frauen zu Lieferantinnen von Eizellen oder sie fungieren als Mietmütter bei der Leihmutterschaft.
- Es gibt kein Recht auf ein Kind. Es gibt aber Kinderrechte, die regelmäßig verletzt werden. Das versprochene Keimzellregister, nach dem Kinder nach Eizell- und Samenspende ihre biologischen Eltern finden können, gibt es noch immer nicht in Österreich. Alle reproduktionsmedizinischen Maßnahmen müssten auf ihre Auswirkungen auf das Kindeswohl hin beurteilt werden.
- Der Hauptgrund für die rasante Entwicklung von Reproduktionsmedizin ist das zunehmende Alter bei Kinderwunsch. Fortpflanzungsmedizin soll somit sozialpolitische Versäumnisse reparieren. Hier gibt es großen Handlungsbedarf, damit Menschen in ihren fruchtbaren Jahren Kinder bekommen können.
- Es geht ums nichts weniger als die Frage, wie Kinder in Zukunft geboren werden. Einem zunehmenden Wissen über die Bedeutung der vorgeburtlichen Zeit für die Kinder steht ein sehr technisches Verständnis von Reproduktion gegenüber. Geforscht wird - im Tierversuch - an Reproduktion ohne Eizellen, an Genmanipulationen am Embryo, an Schwangerschaften ohne Gebärmutter. Die Selektion von Embryonen anhand von genetischen Merkmalen wird immer weiter entwickelt. Führende internationale Forscher warnen längst vor einer unkontrollierten Entwicklung zum Kind nach Maß für Reiche.
aktion leben bezieht Position
- 2014 Stellungnahme zur geplanten Reform des Fortpflanzungsmedizingesetzes
- 2016 Stellungnahme zur Leihmutterschaft anlässlich der Behandlung des Themas im Europarat.
- 2023 Stellungnahme zur Bürgerinitiative "Zukunft Kinder!", die eine weitere Liberalisierung der Fortpflanzungsmedizin fordert.
aktion leben informiert
- Mit unserer Broschüre zur Leihmutterschaft
- Mit unserer Broschüre über Kinderrechte
- In Workshops für Schulklassen über Möglichkeiten und Grenzen der Reproduktionsmedizin
- Mit unseren zwei Unterrichtsbehelfen über Pränataldiagnostik und Eizellspende.